Frauen und Männer in der Landwirtschaft früher und heute
Auf dem Bauernhof ist die Arbeit in Frauen- und Männerarbeit geteilt. Früher leben Mägde und Knechte mit der Bauernfamilie zusammen und arbeiten miteinander. Frauen und Männer haben in der traditionellen Landwirtschaft unterschiedliche Aufgaben.
Arbeit auf dem Feld
Paul Pichier (1873-1955): Landleute auf dem Feld. Aufnahme aus dem Gebiet zwischen Erding und Moosburg.
Foto, Schwarz-Weiß-Negativ, Glasplatte. 1899-1910.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 157694-B POR MAG)
Bauer und Bäuerin, Knecht und Magd
Auf einem Bauernhof arbeiten früher viele Menschen. Bis die Maschinen aufkommen. Ab da gibt es fast keine Arbeitskräfte mehr von außen. Bauer und Bäuerin arbeiten heute nur mit Hilfe der Familie. Früher bestimmt auf dem Bauernhof alles der Bauer. Er ist das Familienoberhaupt und der Haushaltsvorstand. In erster Linie kümmert er sich um die Feldbewirtschaftung, die Viehhaltung, die Bevorratung von Futter und Rohstoffen für die Lebensmittel. Auch den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte besorgt er. Daher ist auch er es, der das Geld bekommt und verwaltet.
Die Bäuerin steht an seiner Seite und verteilt die Aufgaben im Haus. Sie ist eine Autorität für die Mägde und Knechte. Außerdem ist sie für die Erziehung ihrer eigenen Kinder und der jungen DienstbotInnen zuständig.
Die Arbeit auf dem Hof wird in Männer- und Frauenarbeit geteilt. Die Frau ist vor allem für die Arbeit im Haus zuständig, der Mann für Hof und Feld. Jedoch gehen Frauen auch mit in die männlichen Arbeitsbereiche. Feldarbeiten und andere körperlich anspruchsvolle Aufgaben werden den Frauen ebenso zugemutet. Umgekehrt kommt es nicht vor, dass Männer im Haus mithelfen. Die Arbeitsbereiche Kochen und Handarbeit bleiben rein „weibliche“ Tätigkeiten. In vielen Gegenden ist auch die Arbeit im Stall weiblich.
Weitere Arbeitsbereiche der Frauen sind der Garten und die Versorgung des Kleinviehs wie Hühner, Gänse, Kaninchen. Frauenarbeiten sind das Vorbereiten der Mahlzeiten, kochen, abwaschen, putzen, Wäsche waschen, flicken, stopfen, Brot backen. Winterliche Frauenarbeiten sind weiter das Spinnen und Weben, das aber manchmal auch von Männern ausgeführt wird.
In der Bauernstube
Gustav Adolf Witt: Bauernstube. Fünf Menschen in der Stube des Bauern Florian Heißenberger, Bad Schönau.
Foto, Schwarz-Weiß-Negativ. Um 1925.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 38669-B POR MAG)
Mägde auf dem Bauernhof
Mägde kommen oft schon als Kinder in den Dienst zu einem Bauern. Hier haben sie viel Arbeit und wenig Freizeit.
Die Magd oder Dirn arbeitet auf einem Bauernhof als Dienstbotin. Sie erhält dafür Geld oder Naturalien oder auch nur ein Dach über dem Kopf und Verpflegung. Sie verdient oft weniger als ein Knecht. Sie wird auch in ihrer wenigen Freizeit mehr kontrolliert als er.
Die Mägde wohnen bei der Bauernfamilie auf engstem Raum zusammen. Mehrere Frauen haben nur einen gemeinsamen Raum als Wohn- und Arbeitsstätte. Manchmal teilen sie mit den Kindern der Bauernfamilie eine Kammer, oft auch ein Bett. Die Knechte wiederum schlafen beim Vieh im Stall oder in einer Kammer über dem Kuhstall.
Viele Mägde erleiden sexuelle Übergriffe. Wenn eine Dienstmagd dann ein Kind bekommt, muss sie das Kind meist weggeben. Sie selbst hat keine Zeit, es zu versorgen. Manchmal verliert sie deshalb auch ihre Arbeit. Auch wenn der Vater des Kindes oft der Bauer selbst ist.
Mägde besitzen sehr wenig. Ihr Hab und Gut passt zumeist in ein Bündel. Wenn es hoch kommt füllt es einen Koffer oder eine Truhe. Die Kleidung wird manchmal vom Bauern gestellt und ist meist dürftig. Mägde besitzen deshalb nur wenige, geflickte Arbeitskleider. Sie haben kaum Wäsche zum Wechseln. Das größte finanzielle Problem stellt die Anschaffung von Schuhen dar. Im Gegensatz zur übrigen Kleidung können Schuhe nicht auf dem Hof selbst hergestellt werden. Sie müssen gekauft werden und Geld ist wenig da.
Mägde und Knechte können Jahrhunderte lang nicht heiraten. Weil sie keinen Besitz vorweisen können. Es ist aber auch keine Aussicht darauf, sich jemals Besitz erarbeiten zu können.
Mädchen klopft Werg aus
Bauernmädchen. Klopft Werg aus.
Foto.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 38391 - B POR MAG)
Die Gänsemagd
Dorf, Mädchen treibt eine Horde Gänse vor sich her. (Vermerk: Internationaler Photo-Porst-Wettbewerb)
Foto. 1926-1932.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: FO25671 POR MAG)
Landwirtschaft und Bäuerinnen heute
Die Landwirtschaft von heute läuft anders ab als früher. Die Arbeitsabläufe werden immer komplexer. Heute engagieren sich Bäuerinnen und Frauen aus dem ländlichen Raum schwerpunktmäßig für einen aktiven Dialog mit den Menschen. Als „Botschafterinnen“ treten sie in der Öffentlichkeit für den Wert ihrer landwirtschaftlichen Produkte und Leistungen ein.
In Niederösterreich organisieren sich die Bäuerinnen. Sie kümmern sich um ihre soziale Absicherung, um Pflegeleistungen. Wie andere Berufsgruppen auch, wollen sie wirtschaftliche Selbständigkeit.
Bäuerinnen in ihren Interessensvertretungen in Österreich
Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen wird 1972 gegründet. Sie vertritt die Interessen von rund 130.000 österreichischen Bäuerinnen in allen neun Bundesländern. Die bundesweite Koordinierung erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich. Diese bietet den Bäuerinnen gute Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Auch allen anderen Frauen im ländlichen Raum steht diese Möglichkeit offen. Gute Netzwerke unter den Frauen ermöglichen ihnen, ihre Anliegen umzusetzen. Die Solidarität untereinander wird gestärkt.
Bäuerinnen bei landwirtschaftlichen Wettbewerben
Die Arbeiten am Bauernhof sind vielfältig. Frauen sind auch am Feld tätig und das erfolgreich.
Bäuerinnen nehmen auch an landwirtschaftlichen Vergleichskämpfen teil. Zwei Landwirtinnen aus Niederösterreich treten zum Beispiel 2013 erfolgreich bei der Pflügerweltmeisterschaft in Alberta (Kanada) an. Die Mehrzahl der TeilnehmerInnen sind Männer. Gegen diese schaffen die beiden Niederösterreicherinnen Spitzenplätze: Sie erringen Gold und Silber.
Barbara Klaus aus St. Pölten holt den Weltmeister-Titel 2013. Das schafft vor ihr erst eine Österreicherin: Helga Wielander, ebenfalls aus Niederösterreich, 1993 in Helsingborg (Schweden).
Margareta Heigl aus Haidershofen, Bezirk Amstetten wird Vize-Weltmeisterin 2013.
Die Erfolge unserer Bäuerinnen kannst du hier einsehen.
Die Charta für mehr Chancengleichheit
Bauernhöfe sollen ein gutes Leben und Arbeitsplätze für Frauen ermöglichen. In der Charta für mehr Chancengleichheit in der Land- und Forstwirtschaft rufen sie alle agrarischen Organisationen auf, die Anliegen der Bäuerinnen gleichwertig zu berücksichtigen.
Um die Charta einzusehen klcike hier.
Mitten im Leben – Wir Bäuerinnen.
Imagefilm. St. Pölten 2021.
Bäuerinnen machen Kabarett: Die Miststücke
Die sechs Kabarettistinnen Die Miststücke zeigen seit 1999 auf der Bühne, wie ihr Leben so läuft. Sie rücken das Bild von Landwirtschaft und Bäuerinnen zurecht, halten humorvoll einen Spiegel vor und brechen verhärtete Strukturen auf.
Die Bäuerinnen beschäftigen oft schwierige Themen. Die Miststücke zeigen das in einer humorvollen Art auf. Ihre Auftritte sehen sie als emanzipatorische Bildungsarbeit. Ihre Auftritte sehen sie als Bildungsarbeit im Sinnen aller Frauen.
Wenn du sehen möchtest, wie sich das ansieht und anhört: einen Szenenausschnitt findest du hier:
Ausschnitt aus dem Programm der Gruppe „Die Miststücke“.
Aufführungsmitschnitte.
Frauen am Land: Was braucht es?
In den aktuellen Verhandlungen um die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) ist die Gleichstellung der Frau erklärtes Ziel. In diese Diskussion sind auch die Bäuerinnen-Vertretungen involviert. Doch was heißt das auf lokaler Ebene?
Landflucht ist weiblich. Besonders Frauen ziehen eher vom Land in die Stadt. Dort finden sie mehr Möglichkeiten an Ausbildungen und Arbeit. Frauen wünschen sich am Land auch gute Arbeitsplätze. Egal ob in der Landwirtschaft oder in anderen Berufen. Und sie wollen Betreuungsplätze für die Kinder.
Solidarität: Frauen für Frauen international
Projekte aus Niederösterreich stärken Frauen auf der ganzen Welt. Diese Projekte legen den Fokus auf die Stärkung von Frauen in ländlichen Regionen. Zahllose Erfolgsgeschichten von Frauen, die aus armen Verhältnissen kommen, nehmen so ihren Anfang.
Auf der Website der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit kannst du dich über verschiedenste Projekte informieren.
ADA in Burkina Faso
Das Landwirtschaftsministerium Burkina Fasos unterstützt Frauen durch ein Projekt zur Stärkung der ländlichen Kooperativen im Westen des Landes.
Burkina Faso ist eines der zehn Schwerpunktländer der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Dort sorgt es am Land für Aufsehen, wenn plötzlich eine Frau den Müller der Kooperative ablöst. „Anfangs waren alle skeptisch. Es ist eine zu gefährliche Arbeit, haben sie gesagt, und es ist zu anstrengend, den Motor der Mühle mit der Handkurbel zu starten“, erzählt Rosalie Sanou, die Müllerin der Kooperative Dafinso in der Gemeinde BoboDioulasso. „Aber ich habe nicht aufgegeben, und heute sind alle zufrieden mit meiner Arbeit“, berichtet sie.
Rosalie Sanou, die Müllerin der Kooperative Dafinso
Rosalie Sanou, die Müllerin der Kooperative Dafinso bei der Arbeit.
Offizielles Pressefoto.
(ADA)
https://www.entwicklung.at/ada/aktuelles/detail/starke-frauen-fuer-entwicklung
Caritas St. Pölten in Pakistan
Das Beispiel der Frauen anderswo stärken: Am Beispiel der Caritas St. Pölten in Pakistan.
Taj Bibi lebt in einem Dorf in Pakistan. Ihre Lebenssituation ist alles andere als rosig. Ihr Mann ist Gelegenheitsarbeiter in einem Ziegelwerk. Er bekommt ein Gehalt, das kaum für die Familie reicht. Sie haben sechs Kinder, vier Mädchen und zwei Buben zwischen vier und 14 Jahre alt. Die müssen ernährt werden. Taj Bibi erfährt von der Frauengruppe AWARD. Nachdem sie dort eine Ausbildung gemacht hat, bekommt sie einen Mikrokredit und kann ein kleines Unternehmen eröffnen.
Die Caritas St. Pölten wirkt an solchen Projekten mit.
Taj Bibi mit einer Betreuerin von AWARD
Taj Bibi mit einer Betreuerin von AWARD.
Pressefoto.
(Caritas St. Pölten)